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Minimalistin im Shoppingwahn

Nudeln selber machen

Ich weiß nicht, was derzeit los ist: Ich könnte ständig Klamotten kaufen. Gestern habe ich mir für meine Verhältnisse sehr spontan eine Hose und einen Cardigan im Internet bestellt. Normalerweise kommen die Sachen auf eine Liste und es wird erstmal abgewartet. Aber gestern MUSSTE ich sie sofort haben, und da das nicht möglich war, MUSSTE ich sie sofort bestellen. Der Drang war nicht zu bremsen.

 

Hintergrund ist eigentlich ein ganz vernünftiger (sofern Vernunft und Mode überhaupt zueinander passen): Ich habe gemerkt, dass meine Winter-Garderobe sehr farblos ist: Weiß, grau, schwarz, dunkelblau, khaki … nur hier und da gibt es mal einen Mini-Farbtupfer. Dabei finde ich überhaupt nicht, dass eine aufeinander abgestimmte Garderobe, wo alles mit allem (oder zumindest vieles mit vielem ) harmoniert, nur achromatisch möglich ist.

 

Daher habe ich gestern (spontan eben!) beschlossen, dass ich eine neue Farbe einführen will: Weinrot, bordeaux, burgund – wie auch immer man es nennen möchte. Ich liebe die Farbe, sie steht mir. Das fiel mir wie Schuppen von den Augen und ich hatte das Gefühl, ich hätte eigentlich LÄNGST schon anfangen müssen, mir Klamotten in Bordeauxrot zu kaufen.

Gefühle betäuben durch Konsum?

Dieses Versäumnis möchte ich jetzt anscheinend so schnell wie möglich nachholen und kaufe nicht ein neues Teil, sondern gleich zwei – und ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, mir auch noch ein drittes (einen bordeauxfarbenen Pulli, den ich gestern probiert habe) zu holen. HILFE, was ist mit mir los?

Denn damit nicht genug: Mein Shoppingwahn hat nämlich nicht mit der farbtechnischen Offenbarung angefangen. Seit ein paar Tagen schon bin ich im Kauffieber – vor allem, was Mode angeht. Ich habe mir eine Tasche bestellt (Second Hand; bis dato NICHT auf meiner – immerhin sehr langen – Liste!), neue Unterwäsche gekauft (ok, die brauchte ich wirklich und hatte ich schon ewig notiert) und war streckenweise fieberhaft auf der Suche nach einer gebrauchten schönen Brosche. Immerhin – bei letzterer habe ich (noch) nicht zugeschlagen, weil ich erst noch ein paar Antiquitäten-Läden hier in München abklappern will.

 

Was mir außerdem aufgefallen ist: In den letzten Tagen war ich psychisch etwas angeschlagen; ich war total aggressiv und störrisch. Ich gehöre eher zu den launischen Typen (mein Freund wird ob dieser Untertreibung lachen, wenn er das liest), daher war diese Gemütsepisode nicht sooo ungewöhnlich. Trotzdem komme ich nicht umhin, mich zu fragen (High Five an alle „Sex And the City“-Addicts), ob es sich um einen Zufall handelt. Bin ich derzeit irgendwie unausgeglichen und falle auf DIE Konsumfalle schlechthin rein: Shoppen, um Gefühle zu betäuben und einen kurzfristigen Kick zu erleben?

Shoppen ohne schlechtes Gewissen – trotz Minimalismus

Dabei bekommen weder meine negativen, noch positiven Gemütslagen in der Regel zu wenig Beachtung. Ich höre immer stark in mich hinein, die mittlerweile tägliche Meditation (Journey-Ziel für November!) hilft dabei. Ich wüsste wirklich nicht, wo ein tiefergreifendes Problem liegen sollte, das ich lösen könnte. Dadurch, dass ich generell nicht mehr so anfällig für unnötigen, blinden Konsumismus bin, habe ich auch das Gefühl, mir Konsum recht schnell zu erlauben, wenn ich dann mal Gelüste danach verspüre. Nach dem Motto: Ich bin ja sonst so brav, jetzt kann ich mir auch mal was gönnen. Ein schlechtes Gewissen bleibt bisher aus. Kennt Ihr das?

 

Meiner Reflektion über das Thema zum Trotz habe ich nicht den Wunsch oder Willen, meine Shopping-Eskapaden rückgängig zu machen (was beim Klamottenkauf ja meistens ohne Weiteres möglich ist). Dennoch habe ich fest vor, meine strengen Kriterien für das Kaufen von Kleidung und allen neuen Dingen letztlich doch anzuwenden: Wenn die Bestellung eintrifft und nicht hundertprozentig dem entspricht, was ich möchte (sehr genaue Vorstellungen habe ich trotz aller Spontaneität), dann wird sie zurückgeschickt.

 

Manch einer wird sich jetzt vielleicht denken: Was macht sie für einen Stress um das bisschen Shoppen? Aber für mich fühlt sich das geballte Kaufen von Dingen mittlerweile einfach überwältigend an – einerseits ist es schön, weil es mir natürlich den bestens bekannten Kick gibt. Andererseits übernehme ich in meiner kleinen Welt dadurch auch Verantwortung: Das Neue muss passen, eingefügt werden ins Bestehende, viel und lange genutzt werden, damit ich meinen eigenen Ansprüchen an meine Lebensweise gerecht werde. Zu viel auf einmal kann da fast zu einer Art Überforderung führen (Silke, das Psycherl – nicht mal Klamotten kaufen kann sie, ohne gestresst zu sein ;-)).

 

Mal sehen, wie das weitergeht (und ob ich den bordeauxfarbenen Pulli noch kaufe :-D).

 

Bis bald

Eure Silke

 

Live lightly. Consume mindfully.


Meine Lese-Tipps für heute:

 

Die Kanadierin Cait Flanders hatte im Sommer 2017 ebenfalls mit aufflammender Konsum-Lust zu kämpfen, obwohl sie ansonsten minimalistisch und sehr sparsam unterwegs ist. Daher hat sie damals beschlossen, sich erneut mit einem kleinen Shopping Ban zu belegen (den hatte sie zuvor mal zwei Jahre lang durchgezogen). Hier könnt Ihr ihren englischsprachigen Blogartikel darüber lesen.

 

Ebenfalls auf Cait Flanders' Blog erschienen: Ein Gastbeitrag über den unbewussten Drang, zu shoppen.

 

Wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt, wie man sich eine Garderobe schafft, in der alles miteinander harmoniert, und wie Ihr gleichzeitig Euren wahren Stil entdeckt, möchte ich Euch wärmstens diese Lektüre empfehlen. Es ist das absolut beste Buch, das ich je zu diesem Thema gelesen habe (und ich habe einige gelesen) und das ich immer wieder zur Hand nehme, weil es mich so inspiriert und irgendwie glücklich macht:

Anuschka Rees: The Curated Closet: A Simple System for Discovering Your Personal Style and Building Your Dream Wardrobe.

 

Auf Deutsch: Das Kleiderschrank-Projekt: Systematisch zum eigenen Stil und zu bewusstem Modekonsum.


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