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Fazit meines Slow-Food-Monats oder: Wie ich mir als Teilzeit-Vegetarierin 'nen Haxn-Burger reinziehe

Nudeln selber machen

Für den September und als erstes Projekt meiner Journey 34 hatte ich mir vorgenommen,

  • mich vegetarisch zu ernähren (bis auf eine bewusste Ausnahme gleich am 1. des Monats),
  • meine Mahlzeiten fürs Büro an mindestens vier von fünf Arbeitstagen vorzubereiten, statt etwas beim Bäcker oder in der Kantine zu kaufen und
  • meine Mahlzeiten ohne Ablenkung durch YouTube-Videos oder Serien zu genießen.

Meine Bonus-Challenge war, mich mit Gewürzen und Kräutern auseinandersetzen und eine eigene Salatkräutermischung herstellen. Von diesen vier Vorhaben sind mir zwei super geglückt, eines so lala und eines überhaupt nicht.

Die wichtigsten Ziele habe ich erreicht:
Mich vegetarisch zu ernähren war überhaupt kein Problem. Ich hatte ab und zu richtig Lust auf Fleisch, vor allem, wenn ich irgendwo Gegrilltes etc. gerochen habe. Aber meistens war es nicht schwierig, mich zusammenzureißen. Fisch und Garnelen haben meine Fleischgelüste befriedigt.
Ich sage meistens, denn einmal bin ich doch außerplanmäßig schwach geworden: Wir waren im Little London, einer schicken Bar in der Münchner Innenstadt, und aus einem India Pale Ale wurden drei. Danach hatten wir erstens Hunger und zweitens hatte ich Lust auf Fleisch. Leider gibt es das am Marienplatz an der ein oder anderen Ecke direkt auf die Hand zum Mitnehmen – und so stand ich wenig später am Fischbrunnen neben Besoffenen im Wiesn-Outfit und habe mir einen Haxn-Burger reingehauen. Das Erlebnis war allerdings nicht ganz so befriedigend, wie es es mir vorgestellt hatte: Irgendwie war es einfach zu viel – zu viel Semmel, zu viel Fett, zu viel Fleisch. Es war also fast eine kleine Lehre ...

Ich bin mir nicht sicher: Braucht mein Körper in solchen Fleischhunger-Phasen irgendwas, das besonders gut in Fleisch verfügbar ist? Oder lechze ich einfach ab und zu danach wie man nach Süßigkeiten lechzt – der Körper kommt auch sehr gut ohne sie zurecht. Ich weiß es nicht genau und es spielt auch keine soo große Rolle, denn wenn der September vorbei ist, werde ich mich zwar weiterhin „überwiegend lakto-vegetabil“ ernähren, wie es Ernährungsprofis ausdrücken würden (also vornehmlich pflanzliche Kost und Milchprodukte). Trotzdem werde ich mir genau in solchen Situation wie am Münchner Marienplatz auch ab und zu mal Fleisch gönnen, wenn ich es wirklich will.

Es war und ist nicht mein übergeordnetes Ziel, mein Leben nach strengen Regeln auszurichten – ganz allgemein und nicht nur, was Ernährung betrifft. Aber ich habe durch meinen Monat der bewussten Ernährung auch gemerkt: Ich BRAUCHE Fleisch nicht oder zumindest nicht oft und ich kann meistens gut und gern darauf verzichten, weil es eines von vielen Genusselementen in meinem Leben ist und ich es leicht ersetzen kann. Irgendwann wird der Übergang zum Vollzeit-Vegetarier – dann auch ohne Fisch – vielleicht ganz von allein und auf natürliche Weise kommen.

Auch mit dem Ziel, meine Mahlzeiten fürs Büro vorzubereiten, hatte ich wenig Schwierigkeiten. Sobald man bestimmte Zutaten immer zu Hause hat, kann eigentlich nichts schief gehen.

 

Dazu gehören für mich Brot (in Scheiben eingefroren), Frischkäse, Mozzarella, Parmesan, Gemüse, Hülsenfrüchte wie Weiße und Kidney-Bohnen aus der Dose sowie Kichererbsen, mit denen man leckeren Hummus machen kann, Nudeln und (vorgekochte und tiefgefrorene Saucen).

 

Das Beste: Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. 1. spart man richtig viel Geld (ich habe im September 17 Euro für die Kantine ausgegeben, vor allem aber für „nackte“ Brezn und Semmeln, die ich zu meinem mitgebrachten Lunch gegessen habe, und – ups – für Süßes). 2. lassen sich Reste super verwerten!

Ein paar Gerichte, die ich mir fürs Büro vorbereitet habe:

  • Burritos mit Kidneybohnen, Mais, Paprika u.a. (habe ich dann stattdessen zu Hause aufgegessen, weil es so lecker ausgesehen hat – und auch war!). Das Rezept stammt aus Käts Lunchbos von Katerina Dimitriadis wie auch das für den
  • Tomaten-Brotsalat mit Parmesan und Pinienkernen
  • Gemüsesalat (so nenne ich es mal) mit Thunfisch – er enthält so ziemlich alles an Gemüse, das weg muss. In meinem Fall: Mais, Gurke, Paprika, Tomate, Avocado, Karotten. Dazu Zitronensaft, Essig, Öl und ein paar Kräuter wie Dill, Petersilie und Thymian.
  • Bohnensalat aus Weißen Riesenbohnen mit Tomaten und Gurke (sehr sättigend und voller gesunder Ballaststoffe!)
  • Brotzeit mit vegetarischem Brotaufstrich aus dem Glas, den wir noch verbrauchen mussten und geschälte Karotten zum Knabbern
  • Mozzarella und Tomaten mit Öl und Balsamico.

Das war echt lecker und gesünder als das Meiste, das man beim Bäcker bekommt! Ich werde auf jeden Fall mit dem Meal Prepping weitermachen.

Was ich nicht so gut gemeistert habe war, meine Mahlzeiten bewusst und achtsamer zu genießen. Ich habe mich zwar nicht mit YouTube-Videos und Serien abgelenkt, sondern Podcast gehört und hätte mich mit Seh-, Geruchs- und Geschmackssinn somit voll aufs Essen konzentrieren können. Trotzdem habe ich es oft nicht geschafft, meine Speisen richtig wahrzunehmen und zu genießen. Essen ist Mittel zum Zweck geblieben; ja fast nehme ich es als Hindernis zu dem wahr, was ich danach machen will. Da heißt es also: Weiterüben!

Grandios gescheitert bin ich an der Bonus-Challenge: Mich mehr damit auseinanderzusetzen, wie man lecker würzt und eine eigene Würz-/Kräutermischung herzustellen. Was soll ich sagen … das hatte einfach keine Priorität mehr für mich. Und das ist dann auch ok: Let it go! Vielleicht kommt das Bedürfnis irgendwann wieder auf und dann ist wohl auch der richtige Zeitpunkt dafür. Ansonsten sollte man meiner Meinung nach Aufgaben oder Ziele, die zu verfolgen einem nicht mehr wert sind, durchaus ziehen lassen, von der meist ohnehin langen To-do-Liste streichen. Es gibt ja immer etwas Neues, auf das man sich stürzen kann!

Für mich ist es im Oktober soweit: Dann werden ich mir mein Ziel „Weniger arbeiten“ vorknöpfen. Ihr dürft gespannt sein, wie ich das anstelle!

Bis bald
Eure Silke

Live lightly. Consume mindfully.


Meine Buch-Tipps für heute:

 

Beim Meal Prepping habe ich mich am meisten vom Rezepte-Buch Käts Lunchbox von Katerina Dimitriadis inspirieren lassen. 

 

Dieses Buch will ich hier nochmal empfehlen, weil der Autor mir mit seinem Appetit auf Fleisch bei gleichzeitigem Wunsch, Vegetarier zu sein, aus der Seele spricht: Andreas Grabolle: Kein Fleisch macht glücklich. Mit gutem Gefühl essen und genießen.

 

Linda Bacon: Health at Every Size: Die Autorin beschreibt, warum es keine allgemeingültigen Ernährungsregeln gibt und – nicht ganz unser Thema hier, aber sehr einleuchtend und interessant! – warum Dicksein nichts Schlechtes ist.

 

Uwe Knop: Hunger und Lust: Knop bläst ins gleiche Horn wie Bacon und veranschaulicht auf sehr eingängige Weise, dass es eine Ernährung, die für jeden und alle gesund ist, nicht existiert. Stattdessen soll man auf sein eigenes Körpergefühl hören: Was bekommt mir gut und was nicht? Worauf habe ich Appetit und auf was nicht?

 

Ebenfalls von Uwe Knop und mit ähnlichem Thema: Ernährungswahn.


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