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Ist Plastik wirklich so schlecht? Verpackungsmüll richtig einschätzen

Jeweils einen dieser wiederverwendbaren Coffee-to-go-Becher können zwei meiner Newsletter-Empfänger gewinnen. (Anmelden lohnt sich :-))
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Einweg oder Mehrweg? Glas oder Plastik? Ich dachte immer, die Antworten darauf seien eindeutig, wenn es um den größtmöglichen Schutz der Umwelt geht. Doch so einfach ist es nicht.

 

Dieses Jahr im September waren wir auf Mallorca im Urlaub. Zum ersten Mal ist mir bewusst geworden, wie viel mehr Müll wir dabei fast automatisch produzieren. Während ich in Deutschland Wasser aus der Leitung trinken kann, habe ich dort Wasser in Einweg-Plastikflaschen gekauft, die danach direkt in den Abfalleimer wanderten. Nicht nur bekommt man in Restaurants zum Getränk oft einen Plastikstrohhalm (auch in Deutschland keine Seltenheit) – am Strand gab man mir zu meiner Getränkedose auch gleich noch einen Plastikbecher. Gleich zwei Dinge also, die nach einmaliger Benutzung im Müll landen. So weit, auf das Getränk komplett zu verzichten (wie es Zero Waster tun würden), gehe ich noch nicht. Den Plastikbecher immerhin habe ich dankend abgelehnt. Die Beweggründe habe ich der Bedienung erst erläutert, nachdem sie mich weiterhin aufmunterte – sie wollte mir etwas Gutes tun –, doch auch den Plastikbecher zu nehmen. Dass man unnötigen Müll vermeiden möchte, schien für sie ein unbekanntes Konzept zu sein. Aber sie nickte freundlich und meinte etwas verdutzt: „Ah, das ist gut.“

 

Leider war das so ziemlich die einzige Müllvermeidungsmission meinerseits. Und daran waren nicht immer die ungünstigen Umstände schuld. Auch in Deutschland bin ich weit von Zero Waste entfernt, aber ich versuche, solchen Müll zu vermeiden, den zu vermeiden mir nicht allzu schwer fällt. Ich habe einen wiederverwendbaren Coffee-to-go-Becher, lasse mir keine Plastiktüten geben und lege mein Obst und Gemüse beim Einkaufen lose aufs Band. Natürlich könnte ich noch viel mehr tun! Aber solche Veränderungen gehen bei mir nicht im Hauruck-Prinzip. Ich wachse langsam. Meine Routinen müssen immer noch praktikabel sein und zu meinem Leben passen, ohne es übermäßig verkomplizieren. Denn wenn ich mich überfordert fühle, bin ich nicht mit dem Herzen dabei.

 

Trotzdem habe ich mir meine Gedanken gemacht – auch über meinen Müll zu Hause in Deutschland. Kann ich zum Beispiel noch weiter auf relativ einfache Weise etwas für die Umwelt tun, indem ich Einweg-Plastikflaschen (in der ich etwa Essigessenz kaufe) vermeide und stattdessen auf solche aus Glas umsteige? Etwas Recherche hat ergeben: Nicht unbedingt! Denn erstens ist Plastik nicht so schlecht wie sein Ruf und zweitens dürfen wir uns in Sachen Müll nicht nur auf Plastik fokussieren. Das wahre Problem ist nämlich nicht Plastik, sondern Einweg: Dinge, die wir nur einmal benutzen und danach wegwerfen.

Segen und Fluch: Plastik ist lebenswichtig und überflüssig – je nach Einsatzgebiet

Plastik ist vor allem negativ im Gespräch, meist in Verbindung mit seiner überflüssigen Verwendung, etwa in Plastiktüten. Manchmal ist Plastik in der Tat so schlecht wie sein Ruf – weil es unnötigen Müll bedeutet, der leider oft auch in der Natur landet und Ökosysteme bedroht.

 

Wer allerdings schon einmal Andreas Eschbachs „Ausgebrannt“ gelesen hat (das weltweite Erdölvorkommen geht zur Neige, was sich gravierend auf den ganz normalen Alltag auswirkt – nicht zuletzt deswegen, weil Erdöl neben Kohle und Erdgas der Hauptausgangsstoff für die Herstellung von Kunststoffen ist), dem ist vielleicht wie mir ein Licht aufgegangen, wie wichtig Plastik für unser Leben ist. Eine kleine Auswahl an Bereichen, in denen Plastik eingesetzt wird – auf teilweise verzichtbare, teilweise unverzichtbare Weise:

  • Verpackungen
  • Handygehäuse (wer hat davon keins?)
  • Kleidung – hier ein kleiner Exkurs: Synthetik- und Mischgewebe (aus künstlichen und natürlichen Fasern) haben bei Laien oft einen zweifelhaften Ruf. Doch ohne (hochwertig produzierte) Stoffe dieser Art wären moderne Sport- und Outdoorkleidung undenkbar. Auch in normalen Klamotten ist die Verbindung etwa aus Baumwolle und Synthetikfasern nicht immer schlecht, sondern kann Kleidung aufwerten, robuster, pflegeleichter und damit länger haltbar machen. Jeans oder Pullis bleiben durch einen kleinen Elasthananteil zum Beispiel dehnbar, beulen aber nicht aus.
  • Medizin: Einmalhandschuhe, -spritzen, Schläuche, künstliche Gelenke und Gliedmaßen, sogar Herzklappen

Egal ob Plastik oder nicht: Mehrweg ist besser als Einweg

Während Plastik in vielen Bereichen also echten Fortschritt bedeutet und unser Leben nicht nur besser macht, sondern in manchen Fällen sogar retten kann, sind Kunststoff-Produkte in anderen Bereichen unnötigerweise allgegenwärtig, etwa in vielen Verpackungen, Plastiktüten, -becher und -geschirr. Sie nutzen – neben dem Hersteller – oft nur einem: Unserer Bequemlichkeit. Es ist für uns Verbraucher, wie auch für die Industrie und den Handel einfach, auf Plastik zu setzen. Weil es billig ist und leicht. Weil man nicht mitdenken muss. Weil man sich nicht damit aufhalten muss, zum Beispiel eine eigene Stofftasche zum Einkaufen mitzunehmen oder eine wiederverwendbare Tupperdose in die Kantine mitzubringen statt sich sein Essen-to-Go in einer einmalverwendbaren Plastikbox geben zu lassen.

 

Diese Art der Nutzung von Plastik dürfte jedem auf Nachhaltigkeit bedachten und umweltbewussten Menschen aufstoßen. Aber es gibt auch Fälle, in denen es nur auf den ersten Blick so scheint, als sei Plastik die schlechtere Wahl. Denn es kommt vor allem auf eines an: Kann ich etwas mehrfach verwenden oder nur einmal? Meiner pauschalen Faustregel nach sollten Verbraucher Letzteres immer meiden, wenn es geht – egal aus welchem Material etwas besteht.

 

Natürlich ist das nicht immer möglich – es gibt sicher wenige, die auf klassisches Toilettenpapier verzichten möchten und ich gehöre definitiv dazu. Doch in vielen Bereichen wäre es gut machbar und wir schrecken nur aus Bequemlichkeit davor zurück, auf Wiederverwendbares zurückzugreifen. Auch hier fasse ich mich an meine eigene Nase.

 

Und wenn ein wiederverwendbarer Gegenstand aus Plastik widerstandsfähig ist und lange genutzt werden kann, dann sollte man das möglichst auch tun und ihn nicht etwa vor seinem natürlichen Lebensende durch eine vermeintlich umweltfreundlichere Alternative (etwa Frischhaltebox aus Plastik versus Frischhaltebox aus Glas) ersetzen. Darauf bin ich ja bereits in meinem Artikel über Fehler und Missverständnisse rund um Minimalismus eingegangen. Im Gegenteil: Dinge nur einmal beziehungsweise nicht bis an ihr Lebensende zu nutzen, ist eigentlich immer eine Verschwendung von Ressourcen. Zwei Beispiele: Coffee-to-go-Becher und Wasserflaschen beziehungsweise andere Verpackungen.

Coffee-to-go-Becher: Einweg oder Mehrweg?

Klar, Coffee-to-go-becher bestehen nur zu einem Teil aus Plastik. Aber auch der Papieranteil ist ungünstig. Er ist innen mit Kunststoff beschichtet und kann nur zu einem geringen Anteil wie Papier recycelt werden; der Rest wird verbrannt. Darüber hinaus wandert der Becher ohnehin oft in öffentliche Restmülleimer, deren Inhalt ebenfalls verbrannt wird. Die Ressource ist damit futsch.

 

Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) landen in Deutschland stündlich 320.000 Wegwerfbecher im Müll – manchmal leider auch auf der Straße und in der Natur. Zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter Wasser werden auf diese Weise verbraucht – für etwas, mit dem wir nach zehn Minuten des (mehr oder weniger achtsamen) Genusses fertig sind und an das wir schon innerhalb der nächsten Minute keinen weiteren Gedanken mehr verschwenden. Um die Müllflut durch Einweg-Becher und die damit verbundene Ressourcenverschwendung einzudämmen, empfiehlt die DUH Mehrwegbecher: Wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, etwa Edelstahl, Porzellan oder Bambus.

 

Sie scheinen langsam einen Gegentrend zur Flut der Wegwerfbecher zu entwickeln. Ein Glück! Mein positives Bild bezüglich der wachsenden Präsenz von Mehrwegbechern begann etwas zu wanken, als ich vor ein paar Wochen auf einer Messe war.

 

Ein Barista hat dort kostenlosen Kaffee im wiederverwendbaren Coffee-to-go-Becher ausgegeben. Natürlich war der Stand vor allem in den Morgenstunden ein Hit – der arme Mann kam kaum zum Durchschnaufen. Nachdem ich mir meinen (sehr leckeren!) Kaffee im Mehrwegbecher geholt hatte – obwohl ich bereits einen solchen zu Hause hatte –, war ich happy: Der Gedanke, dass durch die Aktion die Wegwerfbecher-Mentalität bei den Messebesuchern durchbrochen werden könnte, war toll. Das gute Gefühl verschwand allerdings, als ich nach ein paar Stunden überall herrenlose, wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher herumstehen sah. Offenbar war es vielen Besuchern zu umständlich, den benutzten (oder alternativ im Waschraum gereinigten) Becher für den restlichen Tag auf der Messe mit sich herumzutragen. Ich frage mich, was mit diesen Bechern am Ende passierte. Mein Horrorszenario wäre, dass sie entsorgt wurden. Das wäre nämlich die schlechteste aller Alternativen – ein einmal verwendbarer Plastikbecher wäre dann besser gewesen. Denn seinen Wert entfaltet der wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher – der unter deutlich mehr Ressourcenaufwand hergestellt werden muss als ein Einmalbecher aus Papier und Plastik und durch sein höheres Gewicht auch durch den Transport die Umwelt stärker belastet –, erst, wenn er viele Male genutzt wird.

Wasserflaschen und Verpackungen: Lieber Glas oder Plastik?

Wer wie ich das Wasser aus der Leitung bevorzugt, braucht sich über Wasserflaschen wenig Gedanken zu machen. Doch nicht alle Menschen haben das Glück, in einer Gegend zu wohnen, wo man Leitungswasser trinken kann (allein in Europa – siehe Mallorca – ist das leider vielerorts nicht möglich). Andere trauen den alten Leitungen in ihrem Wohnhaus nicht, die die Wasserqualität beeinträchtigen können. Da die Gesundheit meiner Ansicht nach immer vorgeht, sollte man dann zu gekauften Wasserflaschen greifen. Und zwar am besten Mehrweg!

 

Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) nutzen Umweltbewusste idealerweise Mehrwegflaschen aus der Region: Sie sind wiederverwendbar und lange Transportwege, die sich negativ auf die Ökobilanz auswirken, fallen weg. Denn wie umweltfreundlich Mehrweg ist, hängt stark von den Entfernungen ab, die zurückgelegt werden müssen, um Flaschen zu reinigen, wiederzubefüllen und in den Handel zu bringen. Weil Mehrwegflaschen aus Plastik (PET) ein geringeres Gewicht haben, schneiden sie hier sogar etwas besser ab als ihre Alternative aus Glas. Auf der anderen Seite gehen Glasflaschen keinerlei Wechselwirkung mit ihrem Inhalt ein. Hier entscheiden Verbraucher also am besten nach persönlicher Vorliebe.

 

Möglichst die Finger lassen sollte man von Einwegflaschen aus Plastik. Von der Deutschen Umwelthilfe werden sie als Ressourcenfresser und Klimakiller bezeichnet. Sie werden nur zu einem Teil recycelt, der Rest wird verbrannt. Meist sind bei ihnen auch deutlich längere Transportwege fällig, weil es weniger Abfüllanlagen gibt. (Vorsicht: Ob Einweg oder Mehrweg lässt sich nicht daran erkennen, dass Pfand erhoben wird! Die dünnen Plastikpfandflaschen, die sich leicht zusammendrücken lassen, sind Einweg und werden nach einmaliger Benutzung entsorgt.)

 

Manchmal entkommt man Einweg nicht wirklich, das geht mir zum Beispiel bei Speiseöl- oder Essigflaschen so (es sei denn, man besucht einen Unverpacktladen). Hier war ich lange der Meinung, dass Glas zumindest die bessere Variante sei, weil es ja gut recycelt werden kann. Doch der NABU rät von Einweg aus Glas ebenso ab wie von einmal verwendbaren Dosen, weil sie in der Umweltbilanz am schlechtesten abschneiden.

 

Getränkekartons sind laut NABU eine der günstigsten Verpackungen für die Umwelt, weil sie erstens wenig wiegen (wichtig für den Transport) und man sie zu 65 Prozent recyclen kann. Die Deutsche Umwelthilfe widerspricht dieser Aussage, die auf alten Zahlen des Umweltbundesamtes basiere: Getränkekartons sind keine ökologisch günstige Verpackung mehr, da sie sich im Laufe der Jahre verändert haben. Heute sind sie etwa ein Drittel schwerer als früher; ihr Anteil an Plastik ist gestiegen, der aus Papier gesunken. Es gebe sogar Modelle, die zu 50 Prozent aus Plastik bestehen, heißt es bei der DUH.

 

Weil es sich bei Getränkekartons um eine Verbundverpackung handelt, die aus unterschiedlich übereinander gelagerten Materialien wie Kunststoff, Papier und Aluminium besteht, ist es sehr schwierig, sie zu recyclen. Laut DUH ist das nur zu 36 Prozent der Fall. Der Rest wird verbrannt.

Mein Fazit: Was ich für mich mitnehme

  • Ich versuche, Dinge zu meiden, die Müll generieren, nachdem sie nur einmal benutzt wurden. Ich setze also auf Mehrweg statt Einweg und verzichte auch mal auf schnellen Genuss (zum Beispiel Coffee-to-go, wenn ich meinen Becher nicht dabei habe). Größte Herausforderung ist hier, Getränkekartons möglichst zu meiden, die wir bisher für Milch und Hafermilch bevorzugt haben.
  • Wenn sich Einweg-Verpackungen nicht vermeiden lassen, werde ich versuchen, künftig auf Glas und Dosen zu verzichten.

Ich bin nicht perfekt und werde viel falsch machen – manchmal unbewusst, oft aber auch bewusst und aus Bequemlichkeit. Aber ich werde wachsen, nicht über Nacht, sondern in einer Geschwindigkeit, die sich für mich richtig und gut lebbar anfühlt.

Give Away: Ich verschenke zwei wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher

Ich gebe zu, dass das Thema Müll und vor allem Müllvermeidung ein deprimierendes sein kann. Aber jetzt zu etwas Schönerem: Wenn Du gerne und oft Coffee-to-go trinkst und das auf nachhaltigere Weise tun möchtest, unterstütze ich Dich dabei. Ich verschenke zwei wiederverwendbare Becher (siehe Foto oben), die ich von der Messe mitgenommen habe. Sie wurden bereits einmal von meinem Freund und mir benutzt, sind nach einem Durchgang in der Geschirrspülmaschine aber so gut wie neu.

 

Wie Du an einen Becher kommst:

 

Ich verlose jeweils einen Becher an zwei meiner Newsletter-Empfänger. Es lohnt sich also – falls Du meinen Newsletter noch nicht abonniert hast – Dich jetzt noch anzumelden. Unter diesem und jedem anderen meiner Blogartikel hast Du die Möglichkeit dazu. Wenn Du Newsletter-Empfänger bist und bei der Verlosung mitmachen willst, schreib mir einfach bis Freitag, 26. Oktober 2018 eine E-Mail an mail@silke-stadler.de mit dem Betreff „Kaffeebecher“. Die Gewinner informiere ich am Tag darauf und gebe sie außerdem (auf Wunsch nur mit Namenskürzel) im nächsten Newsletter bekannt.

 

Viel Erfolg!

 

Bis bald

Deine Silke

 

Live lightly. Consume mindfully.



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