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Mehr Zeit – ein Luxus, den ich mir gönne

Es gibt Menschen, die sind immer beschäftigt. Ich gehöre definitiv nicht dazu! Warum ich zu viele Verpflichtungen meide und wie ich es schaffe, mehr Zeit zu haben.

 

Wenn ich Leute mitbekomme, die ständig busy sind, löst das in mir widerstreitende Gefühle aus:

 

Einerseits verspüre ich Bewunderung, weil ich das nie könnte. Immer auf Achse, immer was tun, immer gefordert. Zu meiner Psychohygiene gehört es, Beschäftigung (Arbeit, Menschen treffen, To-dos, Hobbys, etc.) immer mit Ruhe abzuwechseln. Ich mag das Gefühl einfach nicht, wenn ich zu viel auf einmal oder auch hintereinander tun muss. Denn wenn ich zwischendrin keine Zeit zum Runterkommen, Abschalten und Für-Mich-Sein habe, fühlen sich selbst schöne Tätigkeiten schnell wie eine lästige Verpflichtung an.

 

Andererseits habe ich mit den lieben und sympathischen Mitmenschen, die immer busy sind, auch ein bisschen Mitleid: Ich habe das Gefühl, dass sie sich nicht auf dem richtigen Weg befinden. Dass sie etwas verändern sollten. Und bei weniger sympathischen Zeitgenossen, die mit ihrer „Keine Zeit haben“-Art anderen imponieren wollen, muss ich mir sogar ein Augenrollen verkneifen. Als ob es etwas Tolles wäre, immer beschäftigt zu sein. Klar gibt es mal sehr geschäftige Phasen im Leben. Aber man sollte sich hüten, Zeit fürs Wesentliche zu opfern, um Unwesentliches zu verfolgen.

Warum es nicht cool ist, keine Zeit zu haben

Leider ist es in unserer Gesellschaft immer noch so (ich denke aber, das wird sich in den kommenden Jahren weiter verändern), dass Beschäftigtsein gleichgesetzt wird mit Leistung. Derjenige, der im Büro geschäftig tut und vielleicht noch Überstunden macht, schafft ein Bild von Wichtigkeit und Engagement. Ein anderer, der viel leistet und sich dabei so organisieren kann, dass er sogar pünktlich Feierabend machen kann (Thema: Zeitmanagement!), wird dagegen womöglich mit dem ironischen Spruch bestraft: Na, heute einen halben Tag Urlaub genommen? (Zuletzt habe ich mich übrigens bei einem ganz ähnlichen Spruch erwischt! Das war gar nicht böse gemeint, sondern eher eine unbedachte Reaktion und naheliegender Gesprächsanker beim Verabschieden – trotzdem unschön).

 

Über das, was andere über mein Streben nach einer Work-Life-Balance denken mögen, bin ich mittlerweile größtenteils hinweg, weil ich selbstbewusst genug bin, meinen Wert (auch als Arbeitskraft) nicht über „Busyness“ zu definieren. Leider gibt es immer noch viele, die das tun und die Kultur in Unternehmen fördert das oft auch. Wer früher kommt und später geht, und zwischendurch durch die Gänge hastet, wirkt engagiert und produktiv. Welche Leistungen in der Zeit dazwischen erbracht werden, ist oft weniger offensichtlich.

Endlich mehr Zeit – statt mehr Geld und Konsum

Doch ich bleibe bei einer Erkenntnis, die viele von sich geben, die aber meiner Ansicht nach wenige wirklich leben: Zeit als Luxus anzusehen, der erstrebenswert ist – statt Geld oder Dinge. Trotzdem scheint es, als sei mehr Zeit – im Gegensatz zu mehr Geld oder Dingen – ein fernes Ziel, nicht oder nur schwer in der Gegenwart zu erreichen, sondern „vielleicht irgendwann mal“.

 

Es ist natürlich so, dass Menschen komplett unterschiedlich sind, was ihr Bedürfnis für „mehr Zeit“ angeht. Ich selbst zähle mich zu der Minderheit der hochsensiblen Personen (Dinge, die andere gar nicht mitbekommen, stören mich. Man könnte mich auch – zu Recht – als Prinzessin auf der Erbse bezeichnen). Und um die vielen Einflüsse meiner Umwelt, die mich täglich stark anstrengen, psychisch zu „verdauen“, brauche ich Zeit. Zeit zum Regenieren. Dazu gehört für mich vor allem Ruhe – zu Hause auf der Couch lümmeln, Meditieren, das Gefühl, nichts zu tun zu haben und mich dann mit Leidenschaft den Tätigkeiten widmen, die mich erfüllen (Reiten, Nähen, Wandern, Qualitätszeit mit Freunden und Familie).

 

Obwohl diese Dinge so wichtig für mich sind, sind es die ersten, die hinten runterfallen, wenn ich mal nicht genug Zeit habe. Wäre ich also auch so ein „busy“ Mensch würden vor allem diejenigen Aspekte meines Lebens leiden, die ich fürs Glücklichsein brauche.

 

Für mich steht daher außer Frage, dass eines der Hauptziele meines Alltags darin besteht, genug Zeit zu haben.

Und ich bin sehr happy, dass ich mittlerweile sagen kann, dass ich NICHT „zu beschäftigt“ bin. Dass ich GENUG Zeit habe für die schönen Dinge des Lebens. Was für ein Luxus!

Zeitfresser meiden: So gelingt es mir, mehr Zeit zu haben

Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen – ich habe keine Kinder, keinen Pflegefall in der Familie, keine Geldprobleme, keinen unflexiblen Arbeitgeber. Manch einer wird sich denken: Für die ist das leicht!

Ja, zum Glück :-)

 

Ein paar Maßnahmen, die ich verfolge, um meine Zeit nicht "zu verschwenden":

  • weniger arbeiten: Ich habe mittlerweile eine 4-Tage-Woche als Festangestellte plus freiberufliche Nebentätigkeit, die derzeit etwa 2 Stunden pro Woche ausmacht. Noch weniger wäre natürlich wünschenswert, aber im Moment bin ich damit schon sehr zufrieden.

  • Ich sage nur Verabredungen zu, die ich wirklich eingehen möchte. Früher (und es kommt auch heute noch ab und an vor) habe ich schnell „Ja“ gesagt zu Einladungen. Sobald der Termin dann in greifbare Nähe rückte, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich viel lieber etwas anderes tun würde. Ich versuche jetzt also, mir VORHER genau zu überlegen, ob ich wirklich teilnehmen will, und dann auch bei meiner Entscheidung zu bleiben (statt womöglich kurzfristig abzusagen).

  • Wenn ich es nicht vermeiden kann, dass eine Phase stressig und „voll“ wird, versuche ich, den nötigen Ausgleich woanders zu suchen. Wenn ich eine für mich anstrengende Dienstreise mache (was sehr selten vorkommt), nehme ich mir zum Beispiel einen Tag vorher oder nachher frei, wenn das geht.

  • Ich integriere Sport in meinen Alltag und wende keine Extra-Zeit dafür auf. Bis auf mein neues/altes Hobby Reiten (und das mache ich weniger aus Sportgründen, sondern weil ich es liebe) bedeutet körperliches Training für mich keinen oder wenig zusätzlichen Zeitaufwand. Ich fahre möglichst mit dem Rad oder gehe kürzere Strecken zu Fuß. Ich nutze die Mittagspause für einen Spaziergang. Ich spare mir ein Fitnessstudio, zu dem ich erst hinfahren müsste, und mache mein Workout mit DVD zu Hause.

  • Ich mache keine Überstunden. Klar, das ist sicher auch vom Job abhängig und sollten es die Gegebenheiten mal erfordern, bleibe ich natürlich länger (als Ausnahme, nicht als Dauerzustand!). Aber ich weigere mich, nur aufgrund von „Was denken die anderen“ oder schlechtem Zeitmanagement, meine Freizeit für meine Arbeit zu opfern. Ich opfere schon 2 Stunden täglich fürs Pendeln (8 Stunden die Woche!) – das ist die absolute Schmerzgrenze.

  • Zeitfresser meiden: Kein geistloses Surfen im Internet, Nachrichtenportale und Social Media nutze ich in homöopathischer Dosierung und auf achtsame Weise. Morgens lese ich mir (meist nur) die Teaser von Spiegel Online durch. Tiefer muss ich nicht gehen und wirklich wichtige Geschehnisse bekommt man auch so mit. Ich gönne mir abends die Zeit, ein paar Mode-Inspirationen von Pinterest zu bekommen. Und alle paar Tage schaue ich auf Facebook. Den Account nutze ich nur halbprivat: Ich verwende ihn für den Austausch in Nachhaltigkeits- und Minimalismus-Gruppen, aber nicht, um zu sehen, dass XY damals aus der 9. Klasse heute einen Latte Macchiato trinken geht. Daher lehne ich Freundschaftsanfragen grundsätzlich ab und habe demnach (bis auf einen Freund aus geschäftlichen Gründen) keinen einzigen Facebook-Freund (bitte kein Mitleid, ich bin sogar stolz drauf!). Über Follower meiner Journey auf Facebook freue ich mich dafür umso mehr ;-)

Und jetzt freue ich mich auf deinen Kommentar! Hast du „genug“ Zeit? Und wenn nicht, was sind deine größten Zeitfresser?

 

Bis bald

Deine Silke

 

Live lightly. Consume mindfully.



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